Achalasie

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Georg Dirnberger

Dr. Georg Dirnberger

Priv.-Doz. Mag. Dr. Georg Dirnberger Facharzt für Neurologie & Psychologe

Was ist Achalasie?

Die Achalasie ist eine schwere Form der Schluckstörung. Während sich die Speiseröhre bei Gesunden in Form einer peristaltischen Welle langsam und koordiniert von oben nach unten zusammenzieht und so den zu schluckenden Bissen allmählich vom Rachen in den Magen schiebt, sind die Kontraktionen bei Achalasie gestört: der Bissen wird mal hinauf, mal hinunter geschoben, mal bleibt er in der Mitte liegen. Auch die Öffnung des unteren Speiseröhrensphinkters zum richtigen Zeitpunkt ist beeinträchtigt, der Bissen wird deshalb gegen einen verschlossenen Mageneingang gepresst.

Bei Achalasie treten folgende Symptome auf:

  • Schluckbeschwerden (Dysphagie)
  • ungewolltes Hochkommen (Regurgitation) von Nahrung aus der Speiseröhre
  • Schmerz hinter dem Brustbein
  • irrtümliches Einatmen von Nahrung

Die Leitsymptome sind Dysphagie für feste und flüssige Speisen sowie Regurgitation von Nahrungsbestandteilen, die noch nicht mit Magensäure in Kontakt getreten sind.

Wie entsteht Achalasie?

Ursächlich für das Funktionsdefizit der Speiseröhre ist eine Degeneration der Nervenzellen des Plexus myentericus, welche die glatte Muskulatur der Speiseröhre versorgen.

Man unterscheidet primäre und sekundäre Achalasie.

Während primäre Achalasie durch Autoimmunerkrankungen und vermutlich manche Viren ausgelöst wird, entsteht eine sekundäre Achalasien durch Ösophagus- und Magenkarzinome oder die in den Tropen verbreitete Chagas Krankheit. Weitere Erkrankungen, die in seltenen Fällen ein der Achalasie des Ösophagus ähnliches Krankheitsbild verursachen können, sind Amyloidose, Sarkoidose, Neurofibromatose, eosinophile Ösophagitis und Vitamin B – Mangel.

Wie häufig ist Achalasie?

Mit einer jährlichen Inzidenz von ca. 1-3 Fällen auf 100.000 Einwohner ist die Achalasie eine seltene Erkrankung. Das typische Erkrankungsalter liegt zwischen 20 und 40 Jahren, es gibt allerdings einen zweiten Häufigkeitsgipfel im höheren Lebensalter. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.

Achalasie in meiner neurologischen Praxis

Vor einigen Jahren kam eine Patientin in Begleitung ihres Mannes: Da sie sehr schwach war, musste er sie stützen. Sie hatte innerhalb weniger Monate fast 20 kg Gewicht verloren – wegen einer Achalasie, deren Ursache trotz umfassender Abklärung an der Gastroenterologie nicht herausgefunden werden konnte.

Die neurologische Untersuchung brachte erst keine wegweisenden Befunde, beim Kontrolltermin zeigte sich freilich im Blutbefund ein extrem niedriger Vitamin B12 – Spiegel. Vitamin B12 ist für die Bildung und Erhaltung von Nervengewebe sehr wichtig, doch schien mir plausibel, dass der niedrige Spiegel erst sekundär – infolge der Schluckstörung und Fehlernährung – entstanden war. Nichtsdestotrotz, Vitamin B12 ist lebensnotwendig, also etablierte ich eine ausreichende parenterale Versorgung damit, zugleich mit einer für die Patientin schluckbaren, eiweißreichen Kost.

Bereits bei der nächsten Kontrolle hatten sich die Schluckbeschwerden der Patientin deutlich gebessert, nach drei Monaten hatte sie keine Probleme mehr. Offenbar war in diesem speziellen Fall der Vitamin B12 – Mangel nicht Folge sondern Auslöser der Achalasie gewesen, und Substitution damit konnte die Patientin heilen.

Risiken und Komplikationen

Achalasie-Patienten haben ein stark erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom). Auch chronische Speiseröhrenentzündung und – wegen des Verschluckens – Lungenentzündungen sind häufige Folgeerkrankungen.

Durch liegengebliebene und gegen die Speiseröhrenwand gedrückten Nahrungsbrei kann es zusätzlich zu bleibenden Ausbuchtungen der Wand und weiterer regionaler Schädigung von Nerven und Muskulatur kommen.

Häufig gestellte Fragen

  • Was ist Achalasie?

    Die Ösophagusachalasie ist eine Motilitätsstörung der glatten Muskulatur der Speiseröhre, die zu Schluckbeschwerden (Dysphagie) und ungewolltem Wieder-Hochkommen (Regurgitation) geschluckter Nahrung führt.

  • Wie häufig ist Achalasie?

    Achalasie ist eine seltene Erkrankung. Nur etwa 2 von 100.000 Personen leiden daran.

  • Wie entsteht Achalasie?

    Achalasie wird durch degenerative Veränderungen von Nervenzellen hervorgerufen, konkret der Ganglienzellen des Plexus myentericus (Auerbach-Plexus). Während primäre Achalasie durch Autoimmunerkrankugen und vermutlich manche Viren ausgelöst wird, entsteht eine sekundäre Achalasie durch Ösophagus- und Magenkarzinome sowie eine Fülle weiterer seltener Erkrankungen.

  • Wie wird die Diagnose Achalasie erstellt?

    Die Diagnose wird in erster Linie bei Fachärzten für HNO und Gastroenterologie gestellt, u.a. durch bildgebende Diagnostik des Schluckakts. Eine ergänzende fachärztlich-neurologische Abklärung kann sinnvoll sein.

  • Ist Achalasie heilbar?

    Achalasie ist meist nicht heilbar, da es keine Therapie gibt, die die zerstörten Nerven der Speiseröhre wiederherstellen kann. In Ausnahmefälle wie dem geschilderten ist eine Heilung jedoch möglich.

  • Was geschieht, wenn Achalasie unbehandelt bleibt?

    Bei weiter bestehenden Beschwerden erkranken Achalasie-Patienten oft an Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom), einer chronischen Speiseröhrenentzündung und – wegen des häufigen Verschluckens – an Lungenentzündungen.

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