Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine Entwicklungsstörung, die durch lange andauernde und übermäßige Unaufmerksamkeit, Impulsivität, emotionale Dysregulation und motorische Hyperaktivität gekennzeichnet ist. Eine Unterform, Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS), zeigt keine Hyperaktivität. Die Ursachen liegen in genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen. ADHS kann bei rechtzeitiger Diagnose durch ein umfassendes Behandlungsprogramm gut behandelt werden. Mitunter ist unterstützend zu einer Psychotherapie Medikation notwendig.
Was ist ADHS?
ADHS ist die Abkürzung für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und beschreibt eine Verhaltensstörung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die durch folgende Symptome gekennzeichnet ist:
- Aufmerksamkeits- und Konzentrationsminderung
- Impulsivität
- ausgeprägte körperliche Unruhe (Hyperaktivität)
Von diesen drei Symptomen tritt die motorische Hyperaktivität nicht bei allen Betroffenen auf, man spricht dann von der Unterform Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS). Die beiden anderen Symptome müssen jedenfalls lange — über viele Monate — vorhanden sein.
Unter Kindern und Jugendlichen beträgt die Häufigkeit von ADHS ca. vier Prozent. Somit ist ADHS die häufigste psychiatrische Erkrankung dieser Altersgruppe, wobei Buben öfter betroffen sind als Mädchen.
Wie zeigt sich ADHS?
Typische Symptome für ADHS sind Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwäche, ausgeprägte Impulsivität und häufig extreme motorische Unruhe (Hyperaktivität). Die Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Es gibt drei Subtypen:
- vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ (Zappelphilipp)
- vorwiegend aufmerksamkeitsgestörter Typ: (Hans-guck-in-die-Luft; ADS)
- Mischtyp: gleichermaßen hyperaktiv und aufmerksamkeitsgestört
Verlauf
Viele Symptome der ADHS klingen mit zunehmendem Alter ab. Insbesondere die körperliche Unruhe wird oft schwächer und kann dann als innere Anspannung, Getriebenheit, „Gedankenrasen“ oder erhöhter Rededrang wahrgenommen werden. Motorische Unruhe kann aber selbst bei Erwachsenen als Beinwippen, Fingertrommeln sichtbar werden. Manche Betroffene kompensieren ihre übermäßige Anspannung mit exzessivem Sport.
Probleme mit Aufmerksamkeit und Konzentration bleiben oft länger bestehen. Mindestens ein Drittel der Betroffenen zeigt auch im Erwachsenenalter noch beeinträchtigende Symptome.
Ursachen der ADHS
Für die Entstehung von ADHS werden mehrere miteinander wechselwirkende Faktoren verantwortlich gemacht.
Genetische Faktoren
Oft leiden Eltern, Geschwister oder andere Verwandte ebenfalls an ADHS. Das Risiko für ADHS ist vor allem für Jungen dann deutlich erhöht, wenn ein Elternteil ebenfalls daran leidet.
Umwelteinflüsse
Die Entwicklung von ADHS wird durch familiär-soziale und schulische Faktoren beeinflusst. Auch Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen spielen eine Rolle.
Differentialdiagnosen
Seelische Erkrankungen, die von Betroffenen und Ärzten mit ADHS verwechselt werden können, sind chronische depressive Verstimmungen (Dysthymie), dauerhafte und beeinträchtigende Stimmungsschwankungen (Zyklothymia oder bipolare Störung) und die Borderline-Persönlichkeitsstörung. Auch neurologische Erkrankungen wie einfache und komplexe motorische Tics, Morbus Tourette, Anfallsleiden, Stoffwechselerkrankungen und bestimmte Hormondysregulationen können ADHS vortäuschen.
Diagnose der ADHS
Die Diagnose beginnt mit ausführlichen Gesprächen mit der betroffenen Person und Bezugspersonen. Bei Erwachsenen muss herausgefunden werden, ob schon während der Kindheit Symptome bestanden. Die weitere Abklärung basiert auf Verhaltensbeobachtung und einer psychologischen Erfassung mit Tests und Fragebögen. Ergänzend sind oft Blutuntersuchungen und eine Elektroenzophalografie (EEG) erforderlich.
Wichtig ist die sichere Abgrenzung gegen zahlreiche andere körperliche und seelische Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden hervorrufen können. Im Rahmen der Diagnostik ist die Erfassung von Begleiterkrankungen entscheidend, die in der Therapie mitbehandelt werden müssen bzw. die manchen Therapien entgegenstehen. Richtige Diagnose und passende Behandlung sind essenziell, da andernfalls schwerwiegende Probleme in Schule und Beruf sowie bei sozialen Kontakt auftreten können.
Therapie der ADHS
Ziel jeder Behandlung ist es, das persönliche Potenzial jedes Betroffenen auszuschöpfen, soziale Fähigkeiten auszubauen und etwaige Begleitstörungen zu behandeln. In einem multimodalen Ansatz dienen dazu:
- Förderung der Krankheitsbewältigung
- Verhaltenstherapie
- Lerntherapie
- Pharmakotherapie
- bei Kindern Hilfen in Kindergarten und Schule
Der Nutzen einer individuell angepassten Behandlung ist heutzutage gut erforscht, ebenso wie die negativen Folgen einer versäumten oder fehlerhaften Behandlung.
Wann soll ich zum Neurologen gehen?
Wenn bei Ihnen oder Ihrem Kind Symptome wie häufige Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität, Impulsivität, Stimmungsschwankungen oder Tics auftreten und diese Symptome den Alltag stark beeinträchtigen und das Leidensdruck verursachen, sollten Sie einen Facharzt für Neurologie aufsuchen.

