ADHS

Veröffentlicht: 2. November 2025
Zuletzt aktualisiert: 12. Oktober 2025
Inhaltsverzeichnis:
Georg Dirnberger

Dr. Georg Dirnberger

Priv.-Doz. Mag. Dr. Georg Dirnberger Facharzt für Neurologie & Psychologe

Was ist ADHS?

ADHS ist die Abkürzung für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung und beschreibt eine Verhaltensstörung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die durch folgende Symptome gekennzeichnet ist:

  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsminderung
  • Impulsivität
  • ausgeprägte körperliche Unruhe (Hyperaktivität)

Von diesen drei Symptomen tritt die motorische Hyperaktivität nicht bei allen Betroffenen auf, man spricht dann von der Unterform Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS). Die beiden anderen Symptome müssen jedenfalls lange — über viele Monate — vorhanden sein.

Unter Kindern und Jugendlichen beträgt die Häufigkeit von ADHS ca. vier Prozent. Somit ist ADHS die häufigste psychiatrische Erkrankung dieser Altersgruppe, wobei Buben öfter betroffen sind als Mädchen.

Wie zeigt sich ADHS?

Typische Symptome für ADHS sind Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwäche, ausgeprägte Impulsivität und häufig extreme motorische Unruhe (Hyperaktivität). Die Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Es gibt drei Subtypen:

  • vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ (Zappelphilipp)
  • vorwiegend aufmerksamkeitsgestörter Typ: (Hans-guck-in-die-Luft; ADS)
  • Mischtyp: gleichermaßen hyperaktiv und aufmerksamkeitsgestört

Verlauf

Viele Symptome der ADHS klingen mit zunehmendem Alter ab. Insbesondere die körperliche Unruhe wird oft schwächer und kann dann als innere Anspannung, Getriebenheit, „Gedankenrasen“ oder erhöhter Rededrang wahrgenommen werden. Motorische Unruhe kann aber selbst bei Erwachsenen als Beinwippen, Fingertrommeln sichtbar werden. Manche Betroffene kompensieren ihre übermäßige Anspannung mit exzessivem Sport.

Probleme mit Aufmerksamkeit und Konzentration bleiben oft länger bestehen. Mindestens ein Drittel der Betroffenen zeigt auch im Erwachsenenalter noch beeinträchtigende Symptome.

Ursachen der ADHS

Für die Entstehung von ADHS werden mehrere miteinander wechselwirkende Faktoren verantwortlich gemacht.

Genetische Faktoren

Oft leiden Eltern, Geschwister oder andere Verwandte ebenfalls an ADHS. Das Risiko für ADHS ist vor allem für Jungen dann deutlich erhöht, wenn ein Elternteil ebenfalls daran leidet.

Umwelteinflüsse

Die Entwicklung von ADHS wird durch familiär-soziale und schulische Faktoren beeinflusst. Auch Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen spielen eine Rolle.

Differentialdiagnosen

Seelische Erkrankungen, die von Betroffenen und Ärzten mit ADHS verwechselt werden können, sind chronische depressive Verstimmungen (Dysthymie), dauerhafte und beeinträchtigende Stimmungsschwankungen (Zyklothymia oder bipolare Störung) und die Borderline-Persönlichkeitsstörung. Auch neurologische Erkrankungen wie einfache und komplexe motorische Tics, Morbus Tourette, Anfallsleiden, Stoffwechselerkrankungen und bestimmte Hormondysregulationen können ADHS vortäuschen.

Diagnose der ADHS

Die Diagnose beginnt mit ausführlichen Gesprächen mit der betroffenen Person und Bezugspersonen. Bei Erwachsenen muss herausgefunden werden, ob schon während der Kindheit Symptome bestanden. Die weitere Abklärung basiert auf Verhaltensbeobachtung und einer psychologischen Erfassung mit Tests und Fragebögen. Ergänzend sind oft Blutuntersuchungen und eine Elektroenzophalografie (EEG) erforderlich.

Wichtig ist die sichere Abgrenzung gegen zahlreiche andere körperliche und seelische Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden hervorrufen können. Im Rahmen der Diagnostik ist die Erfassung von Begleiterkrankungen entscheidend, die in der Therapie mitbehandelt werden müssen bzw. die manchen Therapien entgegenstehen. Richtige Diagnose und passende Behandlung sind essenziell, da andernfalls schwerwiegende Probleme in Schule und Beruf sowie bei sozialen Kontakt auftreten können.

Therapie der ADHS

Ziel jeder Behandlung ist es, das persönliche Potenzial jedes Betroffenen auszuschöpfen, soziale Fähigkeiten auszubauen und etwaige Begleitstörungen zu behandeln. In einem multimodalen Ansatz dienen dazu:

  • Förderung der Krankheitsbewältigung
  • Verhaltenstherapie
  • Lerntherapie
  • Pharmakotherapie
  • bei Kindern Hilfen in Kindergarten und Schule

Der Nutzen einer individuell angepassten Behandlung ist heutzutage gut erforscht, ebenso wie die negativen Folgen einer versäumten oder fehlerhaften Behandlung.

Wann soll ich zum Neurologen gehen?

Wenn bei Ihnen oder Ihrem Kind Symptome wie häufige Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität, Impulsivität, Stimmungsschwankungen oder Tics auftreten und diese Symptome den Alltag stark beeinträchtigen und das Leidensdruck verursachen, sollten Sie einen Facharzt für Neurologie aufsuchen.

Häufig gestellte Fragen

  • Was ist ADHS?

    ADHS bedeutet Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Hauptmerkmale sind Unaufmerksamkeit, Impulsivität und meist motorische Hyperaktivität. ADHS ist eine der häufigsten psychischen Störungen der Kindheit und bleibt, wenn auch häufig abgemildert, oft lebenslang bestehen.

  • Wie häufig ist ADHS?

    ADHS ist eine der häufigsten psychiatrische Erkrankung des Jugendalters weltweit. Die Häufigkeit unter Kindern und Jugendlichen liegt bei etwa vier Prozent.

  • Wie entsteht ADHS?

    ADHS wird durch eine Kombination von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren verursacht. Die genetische Komponente ist erheblich: Oft tritt ADHS in Familien gehäuft auf.

  • Woran erkenne ich ADHS?

    Man erkennt ADHS an den drei Kernsymptomen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Eine professionelle neurologische Diagnose ist wichtig, um ADHS von anderen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen abzugrenzen.

  • Was ist der Unterschied zwischen ADHS und ADS?

    Beim Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) fehlt das Symptom der motorischen, körperlichen Hyperaktivität.

  • Wie wird die Diagnose ADHS erstellt?

    Die Diagnose beruht auf Verhaltensbeobachtung, ausführlichen Gesprächen mit der betroffenen Person und Angehörigen, einer psychologischen Erfassung mit Tests und Fragebögen, Blutuntersuchungen und Elektroenzophalografie (EEG).

  • Ist ADHS heilbar?

    ADHS ist bislang nicht heilbar. Die Beschwerden lassen sich jedoch durch Therapien gut unter Kontrolle bringen.

  • Wie wird ADHS behandelt?

    ADHS kann heute durch multimodale, individuell angepasste Förderung der Krankheitsbewältigung, Verhaltens-, Lern- und Pharmakotherapie gut behandelt werden.

  • Was geschieht, wenn ADHS unbehandelt bleibt?

    Ohne Therapie scheitern viele Betroffene am Schulabschluss und haben Schwierigkeiten, eine Arbeit zu finden. Zudem haben sie oft Schwierigkeiten, Beziehungen länger aufrechtzuerhalten.

Weitere neurologische Erkrankungen & Ratgeber

Entdecken Sie weitere Fachartikel sowie Information zu neurologischen Erkrankungen und deren Behandlungsmöglichkeiten - aus meiner neurologischen Praxis in Wien.

Diese Website verwendet Cookies, um Ihr Surferlebnis zu optimieren und die ordnungsgemäße Funktion der Website sicherzustellen. Durch die weitere Nutzung dieser Seite akzeptieren Sie die Verwendung von Cookies.

Alle akzeptieren Nur erforderliche akzeptieren