Die Chronische Traumatische Enzephalopathie, auch Boxerdemenz, ist eine seltene degenerative Gehirnerkrankung, die durch wiederholte Kopfverletzungen verursacht wird und Jahre bis Jahrzehnte nach den Verletzungen Vergesslichkeit, Depressionen, Reizbarkeit, Impulsivität und motorische Störungen zur Folge hat. Betroffen sind insbesondere Kontaktsportler wie Boxer und Rugby-Spieler, aber auch Soldaten nach Schädel-Hirn-Trauma. Im Gehirn der Betroffenen finden sich krankhafte Ablagerung von Tau-Protein. Medikamente können Symptome nur lindern, eine Heilung ist nicht möglich.
Was ist die Chronische Traumatische Enzephalopathie?
Die Chronische Traumatische Enzephalopathie ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns, die nach häufigen Schlägen oder Stößen auf den Kopf auftritt. Häufig betroffen sind Boxer, Rodeo-Reiter, American Football-Spieler und Rugby-Spieler, aber auch andere Personen die von Berufs wegen häufig Kopfverletzungen erleiden. Unter professionellen Athleten entwickeln ca. 3% derer, die mehrere (auch scheinbar kleine) Gehirnerschütterungen erlitten hatten, Jahre bis Jahrzehnte danach eine Chronische Traumatische Enzephalopathie. Alte Schätzungen für Profiboxer gingen sogar davon aus, dass ein Fünftel an einer Chronischen Traumatischen Enzephalopathie erkrankt.
Die neurale Degeneration ist vermutlich Folge kleiner, traumatisch bedingter Blutungen. Es ist unklar, weshalb nur wenige Personen nach Kopfverletzungen eine Chronische Traumatische Enzephalopathie entwickeln und welche inneren oder äußeren Faktoren einen Schutz darstellen könnten.
Auf Zellebene kommt es im Gehirn der Erkrankten zur Ablagerung von hyperphosphoryliertem Tau-Protein, dass die Kommunikation der Nervenzellen stört. Biochemisch bestehen daher Parallelen zur Alzheimerschen Erkrankung, bei der im Gehirn ebenfalls Tau abgelagert wird. Die Degeneration bei Chronische Traumatische Enzephalopathie unterscheidet sich von anderen Tauopathien freilich darin, dass vorwiegend oberflächliche Schichten der frontalen und temporalen Großhirnrinde betroffen sind.
Wie zeigt sich die Chronische Traumatische Enzephalopathie?
Es gibt zwei verschiedene klinische Verlaufsformen: Einer Gruppe von Betroffenen zeigt zunächst relativ bald nach den Kopfverletzungen – typischerweise in den 30ern – Stimmungsschwankungen, Impulsivität und andere Verhaltensauffälligkeiten, während Vergesslichkeit und weitere kognitive Defizite erst viel später folgen. Eine andere Gruppe entwickelt spät im Leben – typischerweise in den 60ern – kognitive Defizite und relativ bald danach auch Depression, Stimmungsschwankungen und Verhaltensstörungen. Hinzu treten bei beiden Gruppen oft der Parkinsonschen Erkrankung ähnliche motorische Defizite wie Tremor (Zittern), Koordinations- und Gangstörung.
Therapie der Chronischen Traumatischen Enzephalopathie
Für chronische traumatische Enzephalopathie gibt es derzeit keine Heilung. Die Behandlung fokussiert auf Symptomlinderung und Verbesserung der Lebensqualität durch unterstützende Maßnahmen wie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Psychotherapie. Unterstützende Medikation kann Depressionen, Impulsivität, Angst und mitunter auch die Vergesslichkeit lindern.